Wintersemester 2022/23
Nachfolgend finden Sie eine Auflistung aller Lehrveranstaltungen der Abteilung - Anmeldungen erfolgen über AGNES.
Bachelor Erziehungswissenschaften
Einführung in die Erziehungswissenschaft
Die Vorlesung gibt einen einführenden Überblick über Theorien, Begriffe, Praktiken und Methoden der Erziehungswissenschaft. Ausgehend von Beispielen aus der pädagogischen Praxis (Videos) werden historische und zeitgenössische Modelle von Erziehung, Bildung, Lernen und Sozialisation vorgestellt, Institutionen der Bildung und Erziehung (Familie, Kita, Schule) historisch und theoretisch differenziert, Kennzeichen pädagogischer Professionalität dargestellt, Spannungsfelder pädagogischen Handelns (Macht, Anerkennung, Autorität, Vulnerabilität) sowie aktuelle Forschungs- und Diskursfälle der Erziehungswissenschaft (Embodiment/Leiblichkeit, Geschlechterforschung, Inklusion) kritisch diskutiert sowie Grundlagen einer qualitativen Empirie in der Pädagogik vorgestellt.
BA EW 1 | Vorlesung
Prof. Dr. Malte Brinkmann
Einführung in die Grundbegriffe und Praktiken pädagogischen Denkens und Handelns: Erziehung, Bildung, Lernen, Sozialisation
Im Seminar werden im Anschluss an die Vorlesung im Modul BA EW 1 Perspektiven auf Grundbegriffe und Praktiken pädagogischen Denkens und Handels am Beispiel von Erziehung, Lernen, Bildung, und Sozialisation erarbeitet. Dabei wird nach ihrer theoretischen Positionierung, Konzeption und nach weiterführenden Perspektiven gefragt. Auf diese Weise wird der Stellenwert der Grundbegriffe innerhalb der erziehungswissenschaftlichen Disziplin, ihre Historie sowie damit einhergehende anthropologische Fragestellungen diskutiert. Auch das Verhältnis von pädagogischer Theorie und pädagogischer Praxis wird im Seminar reflektiert.
Das Seminar ist als ein Lektüre- und Diskussionsseminar angelegt: Gelesen werden Auszüge aus pädagogischen Klassikern und zeitgenössische Sekundärliteratur. Neben der regelmäßigen Teilnahme sowie Vor- und Nachbereitung der Sitzungen ist eine Hausarbeit als Seminarleistung anzufertigen.
BA EW 1 | Seminar
Johannes Türstig, Martin Weber-Spanknebel
Tutorium zur Vorlesung "Einführung in die Erziehungswissenschaft"
Die Tutorien sind die begleitende Übung zur Veranstaltung „Einführung in die Erziehungswissenschaft“.
Im Rahmen des Tutoriums werden wir gemeinsam Studieninhalte der Veranstaltung bearbeiten. Dies dient der vertieften Auseinandersetzung, bietet die Möglichkeit für aufkommende Fragen und unterstützt die Klausurvorbereitung.
Das Tutoriumsangebot kann im Überfachlichen Wahlpflichtbereich angerechnet werden.
BA EW 1 | Tutorium
Katrin Klees
Einführung in die pädagogische Empirie (Teil 1)
Das Seminar bietet eine Einführung in die Method(ologi)en qualitativer Forschung in den Erziehungswissenschaften. Ziel der Veranstaltung ist es, theoretisches, methodisches und empirisches Grundwissen erziehungswissenschaftlicher Forschung zu vermitteln und auf Möglichkeiten und Grenzen ausgewählter methodischer Zugänge aufmerksam zu machen. Nach einem allgemeinen Überblick über die Grundlagen der qualitativen Forschung erhalten die Studierenden einen vertiefenden, praxisnahen Einblick in die Methodologien und Forschungspraxen hermeneutischer, ethnographischer und phänomenologischer Verfahren. Sie lernen, wie sie sich ein pädagogisches Feld forschend erschließen können und welche Möglichkeiten (teilnehmende) Beobachtungen oder Befragungssettings bieten. Dieses Seminar ist Grundlage für die Veranstaltung „Einführung in die pädagogische Empirie (Teil 2)", die im Sommersemester im Modul BA EW 3 angeboten wird. Teilnahmevoraussetzung ist die Bereitschaft, Texte zu studieren und zu diskutieren, die eigenen Erfahrungen kritisch zu reflektieren und vertrauensvoll und respektvoll im Seminar miteinander umzugehen.
BA EW 2 | Seminar
Dr. Irene Leser, Johannes Türstig
Reformpädagogik: Risiken und Nebenwirkungen einer "pädagogischen Bewegung"
Reformpädagogik – reformpädagogische Ansätze haben nach wie vor Konjunktur: Viele pädagogische Einrichtungen verwenden Namen wie Montessori, Steiner oder Petersen. Mit ihnen verbinden sich seit Jahrzehnten Hoffnungen auf Erziehungs- und Schulreform, die sich von einer vermeintlichen Normalpädagogik abgrenzt. Was in der Öffentlichkeit und in der institutionellen Praxis oft ungefragt verbreitet wird, wird in der Forschung kritisiert. Maria Montessoris (Übungsmaterialien), Ellen Keys (Jahrhundert des Kindes), Peter Petersens (Jena-Plan) oder Rudolf Steiners (Anthroposophie, Waldorfpädagogik) Ansätze sind versetzt mit autoritären, rassistischen und antisemitischen Narrativen. Mit ihnen verbinden sich Kontroversen um eine Pädagogik vom Kinde aus, um Schul- und Unterrichtsreform, Arbeits- und Projektmethode, aber auch um Rassismus, Eugenik – und sexuellem Missbrauch. In diesem Seminar wird auf der Grundlage einer engen und kritischen Lektüre von Originaltexten eine kritische Rekonstruktion und Dekonstruktion reformpädagogischer Zugänge vorgenommen. Es werden Strukturen und Debatten um die Reformpädagogik aufgegriffen und deren aktuelle Transformationen und Auswirkungen kritisch analysiert.
Im zweiten Teil des Seminars werden wir uns ausgehend von den dramatischen Ereignissen an der Odenwaldschule mit Fragen und Problemen der ‚Sexuellen Gewalt in pädagogischen Beziehungen‘ exemplarisch eine gemeinsame Problemstellung von Erziehungswissenschaft und Frauen- und Geschlechterforschung vertieft. Dazu werden historische wie aktuelle Beiträge aus der Theoriebildung und der (wissenschafts-)politischen Debatte zur Diskussion gestellt.
BA EW 8.1 | Hauptseminar
Prof. Dr. Malte Brinkmann
(Schrift-)Sprachliches Lernen als "verstehendes Lernen"
Die Kurve der empirischen Resultate zum schriftsprachlichen Lernen in deutschsprachigen Schulen zeigt seit dem Beginn der Messungen 2000 nach unten. Die Ergebnisse weisen nach, dass fast ein Viertel der Lernenden in deutschen Schulen nicht die gesellschaftlich notwendigen sprachlichen Fähigkeiten erwirbt. Das Forschen nach den Ursachen für diesen Tatbestand fand und findet vorrangig im außerschulischen Raum statt. So werden hauptsächlich Faktoren wie Mehrsprachigkeit sowie „Bildungsferne“ und/oder prekäre ökonomische Situationen der Familien als Ursachen angegeben. Steht der Unterricht selbst zur Debatte, beschränkt sich seine Analyse in aller Regel auf die Diskussion seiner Methoden. Die Frage, ob sich die unterrichtliche Präsentation des Gegenstands Schriftsprache auf der Ebene oberhalb der methodischen, also auf der der fachlichen Modellierung, für ein „verstehendes Lernen“, also für ein systematisches Lernen, eignet, bleibt vielfach ungestellt – obwohl die fachliche Bezugswissenschaft der Didaktik überzeugende Modellierungen darbietet. So ist zu fragen, ob die Schriftsprache derzeit überhaupt in einer Form unterrichtet wird, die es den Lernenden ermöglicht, an ihr bisher erworbenes Sprachwissen anzuknüpfen und in ihm Regularitäten zu entdecken, die sie für das weitere Lernen autonom werden lassen. Es hat sich erwiesen, dass die Beantwortung dieser Frage einen veränderten didaktischen Blick auf sprachliche Strukturen und deren Repräsentationen im Unterricht erfordert. Entsprechend wird das Seminar sprachtheoretische und lerntheoretische Faktoren zugunsten eines systematischen Unterrichts, der Grundlage für „verstehendes Lernen“, verbinden, der – so lässt sich zeigen – nicht nur möglich, sondern auch im allerhöchsten Maße notwendig ist (s.o.).
BA EW 10 | Seminar
Prof. Dr. Christa Röber
Democracy, Bildung and Decolonialization in Afro-Brazilian Capoeira
Using the example of the Afro-Brazilian martial art capoeira, we will explore the connections between education, embodiment and democracy from a theory of Bildung perspective. To this aim, democracy will not be understood as an institutional order but as a disruptive practice that allows the voices silenced by the institutional order to be heard (Rancière). Accordingly, education for democracy (Dewey, Reichenbach, Biesta) is not understood as the socialisation of “newcomers” in the existing order but as an open-ended process “in which new political identities and subjectivities come into existence” (Biesta). This approach allows addressing education for democracy as a form of Bildung, in which self and world relations are transformed (Benner, Koller, Brinkmann). Furthermore, it highlights the experiential, embodied and situated aspects of democratic education, usually overlooked in cognitive or competence-oriented approaches. Finally, as an embodied process of Bildung, democracy education becomes accessible to qualitative, empirical research. From these perspectives, we will analyse video sequences produced within the framework of a doctoral project on the videographic exploration of experiences of Bildung during the practice of capoeira. Furthermore, to explore the potential of capoeira as a practice of democratic education, we will examine the hypothesis that presents capoeira as a decolonial pedagogy (Abib). Starting from aspects such as embodiment, emotions and community, we will discuss potential relations between democracy, Bildung and decolonialization.
Following research-based learning principles, the seminar aims to provide students with experience conducting independent qualitative research. We will perform joint goal-oriented work as a student research team aiming to produce a piece of scientific communication (e.g. an academic article, a paper, a blog or a science communication video).
The seminar is aimed at bachelor's and master's students interested in education, democracy, decolonial studies, body practices (martial arts, dance, circus, yoga, etc.) or qualitative research. Previous experience within the mentioned fields is desirable but not required. A prerequisite for successful participation in the seminar is regular involvement and the willingness to read and discuss academic texts and create an open and trusting working atmosphere.
BA EW 10 | Seminar
David Contreras Islas
Master Erziehungswissenschaft
Autorität und Achtsamkeit in pädagogischen Zusammenhängen
Dieses Seminar stellt ein Spannungsverhältnis in den Mittelpunkt, das sich in zwei Praktiken ausdrückt: einerseits in der Verkörperung und Anerkennung von pädagogischer Autorität und andererseits in der Achtsamkeitspraxis als einer ethischen Haltung in pädagogischen Institutionen. Gerade im aktuellen Hype um Achtsamkeit in psychologischen, therapeutischen und ökonomischen und eben auch pädagogischen Zusammenhängen wird dieses spannungsvolle Verhältnis oft vergessen. Achtsamkeit wird in Kitas, Schulen, Lehrer*nnenbildung und Universitäten in unterschiedlichen Formen „gelehrt“ und oftmals mit idealistischen Zielen wie Wertlosigkeit, Versenkung, Gelassenheit, Gesundheit, ja sogar Erleuchtung verbunden. Vergessen werden dabei die machtvollen institutionellen und gesellschaftlichen Ordnungen und die spezifischen pädagogischen Praxisstrukturen. Letztere implizieren ein Autoritätsverhältnis, das mit Hannah Arendt als Anerkennungsverhältnis genauer verstanden werden kann. Denn: das Verhältnis von Autorität und Anerkennung bzw. Autorität und Achtsamkeit ist weitaus verwickelter als es einfache Unterwerfungsmodelle (unter die Macht „der“ Schule, der Lehrer, des Staates, der Gesellschaft usw.) glauben machen. Dieses Seminar versucht mit Hannah Arendt zunächst eine Perspektive auf Erziehung und pädagogische Autorität zu werfen. Auf dieser Grundlage werden aktuelle Zugänge zu Achtsamkeit und Mindfulness in pädagogischen Zusammenhängen kritisch diskutiert und versucht, das Spannungsverhältnis zwischen Autorität, Anerkennung und Achtsamkeit pädagogisch zu reflektieren.
MA EW 1 | Seminar
Prof. Dr. Malte Brinkmann
Macht, Wissen und die Regierung der Subjekte
Michel Foucaults Schriften haben sich in der deutschsprachigen Erziehungswissenschaft als eine Referenz für theoretische, historische, sozial- und kulturwissenschaftliche Analysen etabliert. Seine Arbeiten zur Geschichte des Verhältnisses von Macht und Wissen und zu dem modernen Gouvernementalitätsregime, damit aber immer verknüpft zur Subjektivierung, zur Formation – man könnte auch schreiben: zur Bildung – von Subjekten stellen immer noch einen Angelpunkt für erziehungswissenschaftliche Diskussionen dar. Das Lektüreseminar wird sich mit relevanten Schriften Foucaults befassen und sie vor dem Hintergrund zentraler Kategorien der Disziplin diskutieren. Nicht nur bekannte Schriften wie „Überwachen und Strafen“, sondern auch eine Reihe von kleineren Schriften und Auszüge aus den publizierten Vorlesungen werden im Seminar diskutiert.
MA 1 | Seminar
Prof. Dr. Sabine Reh
Pädagogik, Demokratie, Politik
An kaum einem anderen Ort wird der Ruf nach der wirk- und heilsamen Kraft pädagogischer Bemühungen so deutlich wie im Bereich des ‚Politischen‘: Schulen und Erziehung sollen demokratisieren, eine desinteressierte Wählerschaft soll dem Bereich der Bildung zugeführt werden, um nicht auf populistische Programme hereinzufallen, und ganze Bevölkerungen sollen zu gesunder und verantwortungsvoller Lebensführung erzogen werden. Eine solche öffentliche Wahrnehmung stellt große Anforderung an die Erziehungswissenschaft als universitäre Disziplin: Sie soll (normative) Orientierung für erziehungspraktisches, auf Demokratie gerichtetes Handeln geben, auf empirisch-analytischer Ebene Phänomene der Bildung und des Lernens erklären und sich dabei in politischer Verortung an den jeweiligen historischen und gesellschaftlichen Kontexten ausrichten.
Im Seminar werden wir ermitteln, inwiefern ein solcher Zusammenhang zwischen den Sphären des Politischen und des Pädagogischen, zwischen Erziehung und politischer Bildung begründet werden kann und wo die unterschiedlichen Logiken der Praxis der Politik und der Pädagogik Abgrenzungen der beiden Bereiche nahelegen.
In historischer Perspektive werden Schriften aus den Anfängen der Pädagogik als Wissenschaft herangezogen und um systematische Überlegungen zu den Zusammenhängen menschlicher Grundpraxen erweitert. In drei Sondierungen werden dann spezifische Diskurse aufgegriffen: Debatten aus der ‚kritischen‘ Erziehungswissenschaft, aus dem amerikanischen Pragmatismus (und seinem Einfluss auf die Re-Education in Deutschland) und zuletzt neuere Debatten aus der Allgemeinen Erziehungswissenschaft, die den Zusammenhang von Pädagogik und Politik unter den Vorzeichen moderner Subjekttheorien thematisieren.
MA 1 | Übung
Dr. Sales Severin Rödel
Einführung in die qualitative Empirie
Die Vorlesung gibt einen praxisbezogenen Überblick über einschlägige sozialwissenschaftliche und pädagogische qualitative Methoden. Es werden historische, wissenschaftstheoretische und methodologische Grundlagen sozialwissenschaftlicher und pädagogischer empirischer Forschung thematisiert sowie wichtige Forschungsmethoden anhand von Beispielen aus der pädagogischen Praxis vorgeführt. Praktische Fragen bei der Erstellung einer Forschungsarbeit im Praktikum stehen im Mittelpunkt (Themenfindung, Methodenwahl, Gegenstandsbezug, Auswertung). Praxen sozialwissenschaftlicher Forschung wie Beobachten, Beschreiben, Befragen, Interpretieren, Auswerten sowie Medien der qualitativen Forschung (Sprache, Schrift, Bild, Video) werden thematisiert. Die Vorlesung ist u.a. ergänzend zum oder vorbereitend auf das Praxissemester und das Lehrforschungsprojekt im Lehramt.
Die Vorlesung findet asynchron im digitalen Lernformat statt. Das heißt, dass Sie die VL nicht am unten angegebenen Termin besuchen müssen, sondern sie flexibel zu einem für Sie passenden Termin ansehen können. Bitte melden Sie sich auf Moodle an. Das Passwort wird Ihnen nach Anmeldung auf AGNES rechtzeitig per E-Mail an Ihre HU-Mailadresse zugesendet.
MA 3 / LA | Vorlesung
Prof. Dr. Malte Brinkmann
Tutorium zur Vorlesung "Einführung in die qualitative Empirie"
Das Tutorium begleitet die Online-Vorlesung „Einführung in die qualitative Empirie". Mit dem Tutorium erhalten Sie den Raum für eine vertiefende Auseinandersetzung mit den Vorlesungsinhalten. Mögliche Fragen Ihrerseits können besprochen und eine gezielte Klausurvorbereitung unterstützt werden. Darüberhinausgehend kann mit dieser Veranstaltung der Blick auf mögliche Forschungsprojekte sensibilisiert werden. Das Tutorium ersetzt nicht die zugehörige Übung des Moduls. Die Teilnahme am Tutorium ist freiwillig.
MA 3 | Tutorium
Nancy Weiss
Kinder in der Großstadt. Räume und Raumaneignungen von Kindern
In der Übung werden theoretische und praktische Kenntnisse zu qualitativen Forschungsansätzen am Beispiel kindlicher Raumaneignung vertieft. Untersucht werden soll, wie Kinder großstädtische Räume in Berlin erobern, wo sie sich aufhalten und wie sie vor Ort miteinander interagieren. Um der Frage nachzugehen, werden zunächst einschlägige Theorien gelesen und im Anschluss mittels Interviews und Beobachtungen dem Thema empirisch nachgegangen.
Seminarleistung: Neben der regelmäßigen Teilnahme sowie Vor- und Nachbereitung soll in der Übung ein eigenes kleines Forschungsprojekt umgesetzt werden und zum Ende in Form eines Vortrags präsentiert werden.
MA 3 | Seminar
Dr. Irene Leser
Die ästhetische und pädagogische Darstellung der Welt: Zeigen, Fragen, Fühlen
Ausgehend von J.F. Herbarts programmatischer Schrift von 1804: „Über die ästhetische Darstellung der Welt als das Hauptgeschäft der Erziehung“ werden wir historische, moralische, ästhetische und praktische Möglichkeiten erörtern, wie Welt in und mit Erziehung gezeigt, erfahren und/oder erlebt werden kann. Welt ist dabei zweifach konnotiert: Einmal als Umwelt, Lebenswelt oder soziale Welt, ja als das Ganze der Welt, die uns umfasst, also als Zeit-Raum der Erziehung. Zum anderen als das Thema, der Stoff oder die Sache des Erziehens, das durch Erzieher*innen gezeigt und in pädagogischen Medien dargestellt wird.
Dazu gehen wir in zwei Schritten vor:
Zum einen werden wir den Text von Herbart in enger Lektüre studieren: Herbart gilt als einer der Mitbegründer neuzeitlicher Pädagogik, der die Erziehungswissenschaft mit Verweis auf Praktische Philosophie und Gesellschaftstheorie sowie Psychologie und Anthropologie als eine eigenständige Reflexionsdisziplin begründet hat. Das gelingt ihm u.a. mit auch heute noch aktuellen Konzepten wie dem des „erziehenden Unterrichts“ als Vermittlung zwischen Unterrichts- und Erziehungstheorie, des „Pädagogischen Taktes“ als Vermittlung von Theorie und Praxis sowie mit wegweisenden Überlegungen zur moralischen Erziehung (Charakterbildung). Letztere werden in der Schrift von 1804 „Über die ästhetische Darstellung der Welt als das Hauptgeschäft der Erziehung“ vorgestellt. Erziehung soll die Welt in einem ästhetischen Modus zeigen und dabei moralische, d.h. ethische Wirkung haben. Wir werden neben ausgewählten Passagen aus der „Allgemeinen Pädagogik“ von 1806 den Text in enger Textlektüre erarbeiten.
Mit Herbart wird im Kolloquium ein weiterer Zugang thematisiert, der Pädagogik als eigenständige Disziplin im Kontext einer neuzeitlichen Bildungs- und Erziehungstheorie bestimmt.
Zum anderen werden wir alternative Möglichkeiten diskutieren und erfahren, wie Welt erzieherisch gezeigt und leiblich erfahren werden kann: In Musik (Drone-music), in Medien (Computerspiel) oder in Präsenz (Lebenswelt). Dieser zweite Teil wird experimentell ausfallen und z.T. an anderen Orten stattfinden.
>>>>zum Programm der Veranstaltung
MA 6.1 | Kolloquium
Prof. Dr. Malte Brinkmann
Werkstattseminar Qualitative Bildungsforschung
Das Werkstattseminar richtet sich an Studierende und Promovierende unterschiedlicher Studiengänge, die in ihrer Qualifikationsarbeit qualitative Methoden verwenden wollen. Es werden forschungspraktische, methodologische und grundlagentheoretische Fragen und Probleme qualitativer Bildungsforschung an Forschungsmaterialien aus Qualifizierungsarbeiten, Forschungsprojekten und Seminararbeiten diskutiert und erarbeitet. Das Seminar bietet eine forschungspraktische Einführung in Fragen der Datenerhebung und der Datenauswertung. Es ist geöffnet für alle forschungspraktisch und –methodisch Interessierten, Erfahrungen in der praktischen Forschungsarbeit sind willkommen, aber nicht Voraussetzung. Materialien werden bereit gestellt. Es können 2 bis 5 LP erworben werden. Die Arbeitsleistung kann zu Beginn abgesprochen werden.
ÜWP/MA 9
Prof. Dr. Malte Brinkmann