Humboldt-Universität zu Berlin - Kultur-, Sozial- und Bildungswissenschaftliche Fakultät - Lehrbereich Historische Bildungsforschung

Forschung

Forschungsprofil

Erziehung und Bildung sind für mich die herausforderndsten Forschungsfelder dieser Zeit: sie werden kontrovers diskutiert, sind politisch brisant und ihre Erforschung ist äußerst vielgestaltig. Generell beschäftigt mich die Frage nach der Wirkmacht und Wirksamkeit von Bildung und Erziehung in gesellschaftspolitischen und sozialen Kontexten. Hierbei richtet sich mein Blick auf die komplexen Verflechtungen von Intentionen, Wirkungen und Perspektiven differenter Ebenen und Akteure dieser Prozesse.

Innerhalb der historischen Bildungsforschung interessieren mich besonders die disparaten Perspektiven, Erlebnis- und Deutungshorizonte der Subjekte in pädagogischen Prozessen als Aspekte einer pädagogischen Historiografie sowie historische Entwicklungslinien von Bildung und Erziehung in ihrer Dimension von Kontinuitäten und Diskontinuitäten. Die reizvollste Herausforderung bildet für mich das Herausarbeiten von prozessualen Brechungen, ungewöhnlichen Perspektiven sowie wenig erwartbaren Deutungs- und Handlungsmuster im pädagogischen Raum.

 

Thematische Schwerpunkte

      • Grundlegungen einer rassismus- und diskriminierungskritischen und intersektional ausgerichteten historischen Bildungsforschung
      • Bildungsteilhabe in historischer und aktueller Perspektive, insbesondere unter der Frage von Diversität, Heterogenität und Diskriminierung
      • Transfer von Bildungskonzepten und –idealen im Zuge der globalen Dekolonisierung, insbesondere die Rolle der Ostblockstaaten, postkoloniale Rahmungen
      • Erziehung und Bildung unter Bedingungen von Diktatur (Nationalsozialismus und DDR), insbesondere die Frage des Verhältnisses von politisch-pädagogischer Intention und deren Wirkungen auf Seiten der Subjekte
      • Fotografieanalyse aus bildwissenschaftlicher Perspektive, methodologische und methodische Herausforderungen eines Nutzens von Fotografien als Quelle für bildungshistorische Forschung
      • Ego-Dokumente als Quelle historischer und aktueller Bildungsforschung, mit Schwerpunkt bildungsbiographische Ansätze

 

Aktuelle Projekte

Die DDR unterhielt ein Programm von weitverzweigten Bildungskooperationen. Anhand deren Analyse fragt das Projekt zum einen, wie sich die DDR-Bildungsmythen nicht nur im (nationalen) Eigenen selbst konstruierten, sondern die Konfrontation mit dem (kulturell) Anderen ihre spezifische Gestalt erhielten. Zum anderen wird es den für die Erinnerung an die DDR zentralen Mythos des universalen und eines gegenpriviligierenden Zugangs zu Bildung problematisieren.Das Projekt bearbeitet diese Fragen transnational-komparatistisch und kontrastiv anhand von drei Fällen: DDR-Mosambik, DDR-Nicaragua und DDR-Finnland.

Link zur Veröffentlichung:

https://www.beltz.de/fachmedien/erziehungswissenschaft/zeitschriften/zeitschrift_fuer_paedagogik/50631-zeitschrift-fuer-paedagogik-69-beiheft-2023.html

 

Abgeschlossene Projekte

"Bildung für alle". Eigen- und Fremdbilder bei der Produktion und Zirkulation eines zentralen Mythos im transnationalen Raum (Projektleitung: Prof. Dr. Marcelo Caruso & Dr. Jane Weiß/Humboldt-Universität, Verbund-Projekt "MythErz"): 

Die DDR unterhielt ein Programm von weitverzweigten Bildungskooperationen. Anhand deren Analyse fragt das Projekt zum einen, wie sich die DDR-Bildungsmythen nicht nur im (nationalen) Eigenen selbst konstruierten, sondern die Konfrontation mit dem (kulturell) Anderen ihre spezifische Gestalt erhielten. Zum anderen wird es den für die Erinnerung an die DDR zentralen Mythos des universalen und eines gegenpriviligierenden Zugangs zu Bildung problematisieren. Was geschah im Kontext von Bildungskooperationen der DDR mit anderen Ländern hinsichtlich dieser Vorstellung breiter Bildungschancen unter dem Slogen einer "Bildung für alle"? Das Projekt bearbeitet diese Fragen transnational-komparatistisch und kontrastiv anhand von drei Fällen: DDR-Mosambik, DDR-Nicaragua und DDR-Finnland. Materialgrundlage bilden Archivquellen, publizierte Zeitzeugenberichte und eigene Zeitzeugen-Interviews (vgl. von Plato 2008). Die Auswertung erfolgt quellenkritisch und kontextualisierend; die Vergleiche werden Austausch und Verschränkung, und somit Transferprozesse, in den Blick nehmen. 

 

Bildungsbiografien erfolgreicher Sinti-und-Roma-Frauen (zus. mit Dr. Elizabeta Jonuz, Universität zu Köln): 

Die Intersektionalität von sozialen, genderspezifischen, familiären und gesellschaftsstrukturellen Lebenserfahrungen ist bisher wenig untersucht, gleichwohl von hoher biographischer Relevanz. Ziel der Pilotstudie ist anhand narrativ-biographischer Interviews mit „erfolgreichen“ (gebunden an den Erwerb von Zertifikaten sowie im intergenerationalen Vergleich) Sinti- bzw. Romafrauen Bildungswege zu rekonstruieren sowie jene Aspekte, die als förderlich und hinderlich beschrieben werden. Ein besonderer Fokus liegt hierbei auf den Narrationen der Subjekte in Bezug auf die pädagogischen Institutionen und deren Strukturen und Muster von Diskriminierungen.

Link zur Studie: 

Weitere Links:

 

Fotografische Praxis und Bildungszusammenarbeit im pädagogischen Raum der DDR am Beispiel der „Schule der Freundschaft“ in Staßfurt

900 mosambikanische Kinder und Jugendliche sollten in dieser Bildungsinstitution zur Neuen sozialistisch gesinnten Facharbeiterelite Mosambiks  herangebildet werden. Ca. 1780 aus diesem Kontext überlieferte Fotografien wurden mit Hilfe der seriell-ikonografischen Fotoanalyse analysiert. (Dissertationsprojekt – abgeschlossen)

Link zur Publikation:

Link zur Rezension: 

 

Studie zur Bildungssituation deutscher Sinti und Roma:

Unter der Leitung von Daniel Strauß (RomnoKher) wurde erstmals innerhalb der nationalen Minderheit der deutschen Sinti und Roma deren Bildungssituation breit untersucht. Dazu wurden 275 mündliche Befragungen in unterschiedlichen Gebieten Westdeutschlands und in Berlin durchgeführt, die quantitativ ausgewertet wurden. 30 Interviews wurden qualitativ inhaltsanalytisch ausgewertet. Die Studie wurde methodisch von Alexander von Plato begleitet.

 

Link zur Studie: 

Link zur Studie (English):

Rezension zur Studie: