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Bildungs-Mythen über die DDR - eine Diktatur und ihr Nachleben (Mytherz). Bilder(welten) über Praktiken und Wirkungen in Bildung, Erziehung und Schule der DDR

(Fallstudien im Rahmen eines BMBF-Verbund-Projekts, Link zur Projektwebsite)

 

Fallstudie: Der Mythos naturwissenschaftlicher Neutralität. Der schulische Lehrfilm im Kalten Krieg (Leitung: Kerrin Klinger)

 

Projektbeschreibung

 

Diese Fallstudie geht der Frage nach, inwiefern in schulischen Lehrfilmen für den naturwissenschaftlichen Unterricht mit der Vermittlung von Fachwissen politisch und pädagogisch nachwirkende Bilder vermittelt wurden. Damit widmet sich die Studie den Mythen von der Neutralität der Naturwissenschaften und des ideologiefreien naturwissenschaftlichen Unterrichts.

Im Rahmen der polytechnischen Bildung und vor dem Hintergrund des Kalten Krieges war die Hinwendung zu den Technik- und Naturwissenschaften in besonderem Maße befördert worden. Der nachhaltig gute Ruf der naturwissenschaftlichen Bildung in der DDR scheint einherzugehen mit einem Ausblenden seiner ideologischen Ausrichtung, wie etwa die Nutzung des Physikunterrichts zur Wehrerziehung und politischen Propaganda.

Die Herstellung von Lehrfilmen war in der DDR systematisch und zunehmend verzahnt mit der Produktion anderer Lehr- und Lernmittel, in denen Fachkulturen didaktisch standardisiert repräsentiert waren. Die Lehrfilme waren nicht nur Teil einer spezifischen audiovisuellen Kultur und Speicher intentional geprägter Wissensinhalte und Vermittlungspraktiken, sondern auch in medien- und technikhistorische Wandlungsprozesse eingebunden.

Die Analyse wird nicht nur diskursive Referenz-, sondern auch audiovisuelle Verweissysteme in Betracht ziehen. Es werden die filmisch aktualisierten Sachinhalte und Visualisierungsformen sowie die zeitgenössischen Rezeptionsweisen in der Spezifik des naturwissenschaftlichen Lehrfilms untersucht.

 

Ausgewählte Veröffentlichungen

 

  • Degler, W., Juen, A., Klinger, K. and Markert, M. (2019). Staging nature in 20th centuries’ teacher education and class rooms. In: Paedagogica Historica: International Journal of the History of Education (in print). 
  • Klinger, K., Markert, M. (2018). Der Apfel als bildungshistorisches Meta-Exempel: Zum Umgang mit Naturdingen im Unterricht im langen 19. Jahrhundert. In: DGGTB (Hg.): Annals of the History and Philosophy of Biology, Vol. 21, S. 29-59.  
  • Klinger, K. (2016). Functional bodies. On Scientific Educational Film During the Cold War. In: medienimpulse-online, bmb, Kerrin Klinger Functional bodies 4/2016 - Macht, Souveränität, Herrschaft (27.12.2016 http://www.medienimpulse.at/articles/view/1005), S. 1/9.

  • Klinger, K. (2016). Distanzieren. Eine Ansammlung von DDR-Schullehrfilmen. In: Sammlungsdidaktik. Laborberichte Band 7. Forster, Babett; Klinger, Kerrin; Markert, Michael (Hrsg.), S. 27-38, Weimar.

 

Fallstudie: „Bildung für alle“. Eigen- und Fremdbilder bei der Produktion und Zirkulation eines zentralen Mythos im transnationalen Raum (Leitung: Marcelo CarusoJane Weiß, Alexandra Pieporka)

 

Projektbeschreibung

 

Die DDR unterhielt ein Programm von weitverzweigten Bildungskooperationen. Anhand deren Analyse fragt das Projekt zum einen, wie sich die DDR-Bildungsmythen nicht nur im (nationalen) Eigenen selbst konstruierten, sondern die Konfrontation mit dem (kulturell) Anderen ihre spezifische Gestalt erhielten. Zum anderen wird es den für die Erinnerung an die DDR zentralen Mythos des universalen und eines gegenpriviligierenden Zugangs zu Bildung problematisieren. Was geschah im Kontext von Bildungskooperationen der DDR mit anderen Ländern hinsichtlich dieser Vorstellung breiter Bildungschancen unter dem Slogen einer "Bildung für alle"? Welche bestätigenden bzw. hinterfragenden Rück- und Wechselwirkungen hatte die Entstehung und Zirkulation solcher Bilder auf das Fortleben dieser Idee und deren Praktiken? Das Projekt bearbeitet diese Fragen transnational-komparatistisch und kontrastiv anhand von drei Fällen: DDR-Mosambik, DDR-Nicaragua und DDR-Finnland. Materialgrundlage bilden Archivquellen, publizierte Zeitzeugenberichte und eigene Zeitzeugen-Interviews (vgl. von Plato 2008). Die Auswertung erfolgt quellenkritisch und kontextualisierend; die Vergleiche werden Austausch und Verschränkung, und somit Transferprozesse, in den Blick nehmen. 

 

 

BMBF.pngProjektfinanzierung

Die Fallstudien werden im Rahmen des BMBF-Verbund-Projekts „Bildungs-Mythen – eine Diktatur und ihr Nachleben. Bilder(welten) über Praktiken und Wirkungen in Bildung, Erziehung und Schule der DDR“ gefördert.

 

Projektleitung

Marcelo CarusoSabine Reh

 

Projektteam

Wissenschaftliche Mitarbeiter:innen:Kerrin KlingerJane Weiß, Alexandra Pieporka