Sexuelle Gewalt im Geschlechter- und Generationenverhältnis
Der Forschungsschwerpunkt Sexuelle Gewalt im Geschlechter- und Generationenverhältnis widmet sich theoretisch und geschichtlich solchen Konstellationen des Geschlechter- und Generationenverhältnisses, die symbolisch wie strukturell sexuelle Gewalt begünstigen.
Gegenstand dieser Untersuchungen sind sowohl erziehungs- und bildungstheoretische Voraussetzungen der Pädagogik als auch damit einhergehende oder sie beeinflussende Geschlechtervorstellungen und ihre Implikationen. Ebenfalls werden (pädagogische) Institutionen erziehungs-, bildungs- und geschlechterhistorisch in den Blick genommen. Der Schwerpunkt der Analyse bezieht sich auf die Zeit ab 1945 bis in die Gegenwart und umfasst neben der Untersuchung von begünstigenden Bedingungen auch die von Positionen der Intervention und Prävention sexueller Gewalt.
Aktuelle Projekte und Publikationen in diesem Bereich:
Projekt:
Konzeption und Quellen- und Literaturliste „Die Bedeutung sexualpädagogischer Vorstellungen für die strukturelle Begünstigung sexualisierter Gewalt im Raum der evangelischen Kirche“
Laufzeit: 01.02.2023-31.07.2023
Projektpublikation ab 31.07.2023 online:
Die Konzeption und Quellen- und Literaturliste kann hier abgerufen werden.
Zusammenfassung in einfacher Sprache
Während der Projektlaufzeit wurde die Quellenlage hinsichtlich Archivmaterialien und möglicher Zeitzeug:innen bzw. Betroffenen geprüft, die Aufschluss über die Bedeutung sexualpädagogischer Vorstellungen für die strukturelle Begünstigung sexualisierter Gewalt gegen Kinder und Jugendliche im Raum der evangelischen Kirche geben können. Zu den sexualpädagogischen Vorstellungen werden zeitgenössische Verständnisse von Sexualerziehung ab Mitte des 20. Jahrhunderts gezählt, die den Zusammenhang von Sexualität und Generationenverhältnis im Raum der evangelischen Kirche strukturieren. Dazu können unterschiedliche Positionen im Spektrum zwischen autoritären, Sexualität negierenden, bis hin zu liberalen bzw. emanzipativen Positionen gehören. Dem liegt die These zugrunde, dass der – sehr wohl pädagogisch legitime – Auftrag der Sexualpädagogik durch Missdeutung des Generationenverhältnisses und/oder durch Instrumentalisierung strukturell sexualisierte Gewalt begünstigen kann.
Zu den Quellen zählen beispielsweise Fortbildungsprogramme, religionspädagogische Schriften, die sich mit Sexualität befassen, aber auch Protokolle oder Tagungsdokumentationen, die Aufschluss über Verbindungen zu entsprechenden Akteuren des sexualpädagogischen Diskurses und deren Positionen geben. Die Vorstudie beschränkt sich zunächst exemplarisch auf die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern, die Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannover, die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau sowie die Evangelische Kirche im Rheinland.
Ergebnis des Projekts ist eine Konzeption zum methodischen Vorgehen, mit dessen Hilfe sowohl Archivmaterialien als auch qualitativ erhobene Daten von Zeitzeug:innen/Betroffenen hinsichtlich des genannten Zusammenhangs untersucht werden können. Weiteres zentrales Ergebnis ist eine Zusammenstellung von möglichen Quellen aus vier Landeskirchen, die untersucht werden können, bzw. von denen ausgehend die Recherche vertieft werden können.
Drittmittelgeber: Evangelische Kirche in Deutschland in Kooperation mit einzelnen Landeskirchen
Wissenschaftliche Projektleitung:
Prof. Dr. Jeannette Windheuser
Erziehungswissenschaft mit den Schwerpunkten Gender und Diversität
Kontakt
Wissenschaftliche Projektmitarbeiterin:
Vivian Buchholz (M.A. Erziehungswissenschaft: Bildungstheorie und Gesellschaftsanalyse) Kontakt
Beratung: Beatrice Kollinger Kontakt
Studentische Mitarbeiterin:
Judith Meißner
aktuelle Publikationen:
Windheuser, Jeannette/Buchholz, Vivian (2023) Aufarbeitung und Wissenschaft. auf: Zeitzeichen.net
Hartmann, Anna/Windheuser, Jeannette (2023): "Erziehung der Sexualität" - Sexualität als Erziehung? Eine kritische Betrachtung von Helmut Kentlers Theorie der Sexualerziehung. in: Siemoneit, J./Verlinden, K./Kleinau, E. (Hrsg.): Sexualität, Sexuelle Bildung und Heterogenität im erziehungswissenschaftlichen Diskurs. Weinheim/Basel, S. 54-71.
Windheuser, Jeannette (2022): "Sexueller Missbrauch von Kindern": Zur Krise eines Begriffs. in: Baar, R./ Maier, M. S. (Hrsg): Familie, Geschlecht und Erziehung in Zeiten der Krisen des 21. Jahrhunderts. Jahrbuch erziehungswissenschaftliche Geschlechterforschung. Bd. 18, Opladen, S. 165-176.