Humboldt-Universität zu Berlin - Kultur-, Sozial- und Bildungswissenschaftliche Fakultät - Erziehungswissenschaft mit den Schwerpunkten Gender und Diversität

Kolloquium WiSe 2024/2025

Verstrickung und Verantwortung: Perspektiven und Grenzen der Aufarbeitung des Umgangs mit sexueller/sexualisierter Gewalt in der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft
Vortrag von Prof. Dr. Elke Kleinau (Köln) und anschließende Diskussion mit Kerstin Claus (Berlin)
12. November 2024, 18-20 Uhr
Ort: Geschwister-Scholl-Str. 3, Auditorium Grimm-Zentrum
In Kooperation mit der Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs (UBSKM) und dem Kolloquium Bildungsgeschichtliche und kulturwissenschaftliche Forschungen der Gegenwart.
Ankündigungstext 🖉

Die Erziehungswissenschaft ist aufgrund ihrer Rolle für die Professionalisierung von pädagogischen Fachkräften und für die Konzeptionalisierung von pädagogischen Institutionen besonders herausgefordert, sich mit ihrer Verantwortung für die Möglichkeit sexueller/sexualisierter Gewalt gegen Kinder und Jugendliche in pädagogischen Einrichtungen auseinanderzusetzen. Elke Kleinau setzte sich als Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft (DGfE) maßgeblich dafür ein, dass eine Recherche im Archiv der DGfE hinsichtlich der Kenntnis über und der Verantwortungsübernahme für sexuelle/sexualisierte Gewalt in pädagogischen Kontexten durchgeführt wurde. Der Vortrag und die anschließende Diskussion mit der Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs (UBSKM), Kerstin Claus, bewegen sich an der Schnittstelle von Wissenschaft und gesellschaftlichem Transfer: So stellt sich die Frage, was die (historische) Auseinandersetzung mit Aufarbeitung strukturell für eine Organisation wie die Fachgesellschaft bedeutet und welchen Wert sie subjektiv für die Betroffenen hat. Aus der forschenden Perspektive kann der Beitrag historischer (Bildungs-)Forschung wie auch der Geschlechterforschung für Aufarbeitung ebenso ausgelotet werden, wie das Verhältnis von Wissenschaft und Aufarbeitung.



Konzepte und Praxismodelle proletarischer Selbstbildung in der Arbeit der frühen Frauenbewegung im Kaukasus – Intersektionalität avant la lettre?
Vortrag von Christina Engelmann (Frankfurt a.M./Gießen)
19. November 2024, 18-20 Uhr
Ort: Dorotheenstr. 24, Raum 1.308
In Kooperation mit dem Kolloquium Bildungsgeschichtliche und kulturwissenschaftliche Forschungen der Gegenwart
Ankündigungstext 🖉

In ihrem Vortrag wird Christina Engelmann die Arbeit der proletarischen Frauenbewegung unter muslimischen Frauen in der Kaukasusregion in den Blick nehmen und die dieser Praxisarbeit zugrundeliegenden Konzepte feministischer Selbstbildung explizieren. Anhand der ›Frauenklubs‹ wird exemplarisch gezeigt, wie in den neuen sozialen Einrichtungen Räume eröffnet werden sollten, in denen die Frauen die Möglichkeit erhielten, selbstbestimmte Formen des Zusammenlebens jenseits der sozial dominierenden Geschlechterverhältnisse im Kleinen zu erproben.
Die besonderen Organisationsmethoden sowie die vielfältigen Bildungs- und Kulturangebote, die in diesen Regionen speziell für die Bedürfnisse der muslimischen Frauen geschaffen wurden, lassen sich als Reaktion auf die in der Praxis gewonnene Einsicht der Protagonistinnen deuten, dass die Unterdrückung dieser Frauen nicht auf eine einzelne Ungleichheitsdimension zurückzuführen ist, sondern sich als Zusammenwirken verschiedener Herrschaftsmechanismen verstehen lässt, die entlang der Kategorien Geschlecht, Klasse, Religion, ethnische und nationale Herkunft verlaufen. Die proletarische Frauenbewegung kann in diesem Sinne als bislang übersehene historische Vorläuferin der Intersektionalitätsdebatte verstanden werden.




Sprache vs. Natur. Prämissen und Konsequenzen von Judith Butlers Subjektbegriff
Vortrag von Dr. Carolyn Iselt (Berlin/Halle a.d. Saale)
21. Januar 2025, 18-20 Uhr
Ort: Dorotheenstr. 24, Raum 1.308
Ankündigungstext🖉

Judith Butlers über 30 Jahre alte, aber immer noch wirkmächtige Geschlechtertheorie impliziert eine Theorie des Subjekts. Dieser zufolge ist die Entstehung von Subjektivität verbunden mit der Ausbildung einer durch den Diskurs, also sprachlich vermittelten Geschlechteridentität. Bewusst ausgelassen werden dabei natürliche Bestimmungen des Geschlechts, überhaupt jegliche materiellen, nicht sprachlichen Voraussetzungen, sowie freie Selbstbestimmung aus Vernunft. Welche Konsequenzen Butlers weiterhin einflussreiche Subjekttheorie für erkenntnistheoretische, ethische und politische Problemstellungen mit sich bringt, soll in dem Vortrag aufgezeigt und diskutiert werden.



Weitere Veranstaltungen
im Rahmen des Projekts „Inklusive Sexuelle Bildung Materialsammlung (ISBM)“ finden Sie unter: https://hu-berlin/isbm