Humboldt-Universität zu Berlin - Kultur-, Sozial- und Bildungswissenschaftliche Fakultät - Arbeitsbereich Wirtschaftspädagogik

1. Problemstellung

Ein Vorwurf, dem sich auch die universitäre Berufsausbildung immer häufiger stellen muss, ist, dass sie zu viel "totes" Wissen produziere, welches Hochschulabgänger kaum zur Bewältigung von praktischen Handlungssituationen im Sinne von problemorientierten Problemlösungen zu befähigen vermöge.
Dieser Umstand lässt sich für die erziehungswissenschaftlichen Studiengänge und damit auch für die angehenden Lehrer und Lehrerinnen nicht von der Hand weisen. Zwar erwerben die Studierenden im Laufe eines Studiums ein reichhaltiges Repertoire theoretischen Wissens, aber ohne eine regelmäßige und vertiefte Verknüpfung mit der unterrichtlichen Praxis, d.h. mit dem Transfer dieses Wissens auf konkrete Unterrichtssituationen, wird dieses Wissen nicht zur alltäglichen Handlungssteuerung genutzt. Vieles deutet darauf hin, dass es Referendaren später, nach Beendigung des Studiums und nach einem Eintritt in die zweite Phase der Lehrerausbildung, aufgrund damit einhergehender Belastungen kaum gelingt, ihr theoretisches Wissen z.B. über moderne Lehr-Lern-Konzepte zu aktivieren, d.h. bei der Planung, Realisierung und Evaluierung von Unterrichtsprozessen anzuwenden. Andererseits verfügen Referendare über praktische Erfahrungen bei der Gestaltung von Lehr-Lern-Prozessen, die den Studenten in der universitären Ausbildung größtenteils noch fehlen.
Im Rahmen des Projektes "Übergänge zwischen Universität und Schule" wird nach einer Möglichkeit gesucht, die relativen Vorteile beider Phasen der Lehrerausbildung für den berufsschulischen - speziell den kaufmännischen Bereich - miteinander zu verknüpfen, indem ein gezieltes, institutionell zusammengeführtes Lern- und Entwicklungsangebot unterbreitet wird: Mit ausgewählten Klientelen - Studierenden der Wirtschaftspädagogik einerseits und Referendaren an berufsbildenden Schulen des Berufsfeldes Wirtschaft und Verwaltung andererseits - soll eine Veranstaltungsreihe so gestaltet werden, dass die Teilnehmer die Kompetenz erwerben, selbst Fallstudien im Bereich Rechnungswesen bzw. Steuerung und Kontrolle zu entwickeln und diese dann in konkreten unterrichtlichen Situationen als ein Lernangebot an Schüler im berufbildenden Bereich einzusetzen.
Voraussetzung hierfür ist, dass die Zielgruppen dieses Angebots Wissensstrukturen über Aufbau, Funktionsweisen, Konstruktion usw. von Fallstudien derart aufbauen, dass diese für sie handlungsleitend werden können. Dazu werden sie selbst in Lehr-Lern-Kontexte in Form von Fallstudien eingebunden, die problemorientiert, komplex und authentisch sind.