1. Problemstellung
Ein Vorwurf, dem sich auch die universitäre Berufsausbildung immer
häufiger stellen muss, ist, dass sie zu viel "totes" Wissen produziere,
welches Hochschulabgänger kaum zur Bewältigung von praktischen
Handlungssituationen im Sinne von problemorientierten Problemlösungen
zu befähigen vermöge.
Dieser Umstand lässt sich für die erziehungswissenschaftlichen
Studiengänge und damit auch für die angehenden Lehrer und Lehrerinnen
nicht von der Hand weisen. Zwar erwerben die Studierenden im Laufe
eines Studiums ein reichhaltiges Repertoire theoretischen Wissens, aber
ohne eine regelmäßige und vertiefte Verknüpfung mit der
unterrichtlichen Praxis, d.h. mit dem Transfer dieses Wissens auf
konkrete Unterrichtssituationen, wird dieses Wissen nicht zur
alltäglichen Handlungssteuerung genutzt. Vieles deutet darauf hin, dass
es Referendaren später, nach Beendigung des Studiums und nach einem
Eintritt in die zweite Phase der Lehrerausbildung, aufgrund damit
einhergehender Belastungen kaum gelingt, ihr theoretisches Wissen z.B.
über moderne Lehr-Lern-Konzepte zu aktivieren, d.h. bei der Planung,
Realisierung und Evaluierung von Unterrichtsprozessen anzuwenden.
Andererseits verfügen Referendare über praktische Erfahrungen bei der
Gestaltung von Lehr-Lern-Prozessen, die den Studenten in der
universitären Ausbildung größtenteils noch fehlen.
Im Rahmen des Projektes "Übergänge zwischen Universität und Schule"
wird nach einer Möglichkeit gesucht, die relativen Vorteile beider
Phasen der Lehrerausbildung für den berufsschulischen - speziell den
kaufmännischen Bereich - miteinander zu verknüpfen, indem ein
gezieltes, institutionell zusammengeführtes Lern- und
Entwicklungsangebot unterbreitet wird: Mit ausgewählten Klientelen -
Studierenden der Wirtschaftspädagogik einerseits und Referendaren an
berufsbildenden Schulen des Berufsfeldes Wirtschaft und Verwaltung
andererseits - soll eine Veranstaltungsreihe so gestaltet werden, dass
die Teilnehmer die Kompetenz erwerben, selbst Fallstudien im Bereich
Rechnungswesen bzw. Steuerung und Kontrolle zu entwickeln und diese
dann in konkreten unterrichtlichen Situationen als ein Lernangebot an
Schüler im berufbildenden Bereich einzusetzen.
Voraussetzung hierfür ist, dass die Zielgruppen dieses Angebots
Wissensstrukturen über Aufbau, Funktionsweisen, Konstruktion usw. von
Fallstudien derart aufbauen, dass diese für sie handlungsleitend werden
können. Dazu werden sie selbst in Lehr-Lern-Kontexte in Form von
Fallstudien eingebunden, die problemorientiert, komplex und authentisch
sind.