Humboldt-Universität zu Berlin - Kultur-, Sozial- und Bildungswissenschaftliche Fakultät - Institut für Erziehungswissenschaften

Nachruf für Prof. Dr. Sigrid Blömeke

Das Institut für Erziehungswissenschaften der Humboldt-Universität zu Berlin trauert um Prof. Dr. Sigrid Blömeke, die am 29.7.2023 im Alter von 57 Jahren viel zu früh verstarb.

Sigrid Blömeke wurde im Jahr 2002 auf den Lehrstuhl „Systematische Didaktik und Unterrichtsforschung“ des Instituts für Erziehungswissenschaften an der Humboldt-Universität zu Berlin berufen. Sie leitete diesen bis 2014, unterbrochen durch einen zweijährigen Forschungsaufenthalt als Visiting Professor of Measurement an der Michigan State University in den USA in den Jahren 2007 bis 2009. Zwischen 2009 und 2014 war sie Direktorin des Interdisziplinären Zentrums für Bildungsforschung an der Humboldt-Universität Berlin, das bis heute eine wertvolle Plattform für die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Erziehungswissenschaften, Fachdidaktik und Fachwissenschaften darstellt. Im Jahr 2014 organisierte sie gemeinsam mit einem großen Team an der Humboldt-Universität den Kongress der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft zu deren 50-jährigem Bestehen, kurz bevor sie die Leitung des Centre for Educational Measurement an der Universität Oslo übernahm, dessen Direktorin sie bis zu ihrem Tod war. Für viele Jahre war sie auch Mitherausgeberin der Zeitschrift für Pädagogik, einer der führenden Zeitschriften der Erziehungswissenschaft/Bildungsforschung im deutschsprachigen Raum.

Während ihrer Zeit an der Humboldt-Universität profilierte sie sich als herausragende Wissenschaftlerin auf dem Gebiet der Forschung zur Lehrkräftebildung. In ihren vielfältigen Publikationen und mit ihrer Leitung oder Mitwirkung an bedeutenden Forschungsprojekten widmete sie sich in dieser Zeit vor allem Fragen der pädagogischen, fachlichen und berufswissenschaftlichen Qualifikation von Lehrer:innen und frühpädagogischen Fachkräften.

Kennzeichnend für ihre wissenschaftliche Arbeit ist ihre breite Verankerung in einer Vielzahl erziehungswissenschaftlicher Felder, die die Geschichte der Lehrkräftebildung, Schulpädagogik und systematische Didaktik, Unterrichtsforschung und empirische Lehrkräftebildungsforschung einschließen. Wie nur wenigen Erziehungswissenschaftler:innen lag Sigrid Blömeke eine länder-, methoden- und disziplinübergreifende Forschung am Herzen. 2016 erhielt sie nicht zuletzt dafür den Forschungspreis der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaften (DGfE). Die Weitung des Blicks auf den Forschungsgegenstand und dessen theoretische Durchdringung, die sich aus der Verschränkung der unterschiedlichen Perspektiven ergeben, ist ein Erbe, das sie uns mit ihrem wissenschaftlichen Oeuvre hinterlässt.

Besonders hat sich Prof. Dr. Sigrid Blömeke auch um die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses verdient gemacht. Dabei war ihr – auch vor dem Hintergrund ihrer eigenen Bildungsgeschichte – die Unterstützung von Bildungsaufsteiger:innen ein besonderes Anliegen. Mit ihren Doktorand:innen diskutierte sie immer auf Augenhöhe und forderte sie zu Fragen und Kritik heraus. Sie vermittelte ihnen Forschung als kreativen, inspirierenden und kollaborativen Prozess und ließ sich ihrerseits von ihnen anregen und herausfordern.

Ihr früher Tod ist nicht nur ein Verlust auf persönlicher Ebene, sondern ein Verlust für die gesamte bildungswissenschaftliche Community – und das nicht ausschließlich in Deutschland. Ihre Leidenschaft für die Bildungsforschung und ihre Bemühungen um die Förderung von Bildungsgerechtigkeit werden uns im Gedächtnis bleiben und uns ein Beispiel sein, mit welchen Ideen, Werten und Visionen Erziehungswissenschaft betrieben werden kann.

In stiller Dankbarkeit und tiefer Trauer nehmen wir Abschied von Sigrid Blömeke. Mögen ihre Angehörigen Trost finden in dem Wissen, dass sie das Leben so vieler Menschen bereichert hat.


Für das Institut für Erziehungswissenschaften an der Humboldt-Universität zu Berlin,
Malte Brinkmann, Geschäftsführender Direktor