Hochschulforschung
Unsere Arbeitsgruppe erforscht die universitäre Wissenschaft im Spannungsfeld von generalisierten Leistungsimperativen, fachlich differenzierten Forschungskulturen und gesellschaftlichem Bildungsauftrag. In der Lehre vertritt sie die Kernthemen der soziologischen Hochschul- und Wissenschaftsforschung.
Inhaltlich prägend für das Forschungsprofil unserer Arbeitsgruppe ist die Arbeit an der Schnittstelle von Hochschul- und Wissenschaftsforschung. Hier geraten für uns jene Themen in den Fokus, hinsichtlich derer Hochschule und Wissenschaft aufeinander verweisen. Dazu gehören etwa die Bewertung von Qualität und Leistung sowie Forschungsgovernance, Fachkulturen und akademischen Karrieren.
Forschungsprojekte
Akademische Sozialisationsprozesse in der Post-doc-Phase
Wie entstehen Wettbewerbsakteure? In unserer Arbeitsgruppe startet ein neues Forschungsprojekt, das sich den sozialisierenden Effekten widmet, die wissenschaftliche Wettbewerbe auf Post-docs haben. Das Projekt wird von Julian Hamann und Kathia Serrano Velarde (Universität Heidelberg) geleitet, das Team wird komplettiert durch den Doktoranden Tim Fenkner (sowie Jonas Gottschalk als Doktorand in Heidelberg).
Die Studie ist darauf ausgelegt, intrapersonelle Veränderungen über ein qualitatives Panel zu erfassen. Ausgehend von der Verbindung sozialisationstheoretischer und bewertungssoziologischer Prämissen begreifen wir die Post-doc-Phase als eine Überlagerung wissenschaftlicher Wettbewerbssituationen, in denen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zwei Dinge lernen müssen: Zum einen erfahren Post-Docs, dass wissenschaftliche Wettbewerbe konstitutiv sind für die Allokation von Reputation, Beschäftigung und Ressourcen. Zum anderen lernen sie, mit den Anforderungen des multiplen Wettbewerbs umzugehen und sich in verschiedenen Wettbewerben zu positionieren.
Diese Lern- und Sozialisationsprozesse stehen im Fokus des Forschungsvorhabens und sollen auf zwei Ebenen untersucht werden: Erstens wollen wir das Verhältnis von Wettbewerb und Sozialisation untersuchen. Dabei stehen der Zusammenhang von wettbewerbsinhärenten Zuschreibungsprozessen und der Selbstwahrnehmung von Post-Docs sowie ihre individuellen Strategien im Umgang mit multiplem Wettbewerb im Zentrum. Die zweite Analyseebene betrifft die individuellen Karriereerwartungen und Arbeitsmarktvorstellungen der Post-Docs, die durch die Wettbewerbserfahrungen und Zuschreibungsprozesse inkrementell konkretisiert werden. Durch die Kombination narrativer Interviews und ethnografischer Erhebungen soll die Entscheidungsarbeit der Post-Docs (für oder gegen die Wettbewerbsteilnahme bzw. für oder gegen eine wissenschaftliche Karriere) über die Zeit untersucht werden. Dieses Vorgehen birgt die Chance, die Wechselwirkung unterschiedlicher Wettbewerbe und ihren Einfluss auf individuelle Karrierepfade zu durchleuchten.
Das Projekt wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert und ist Teilprojekt in der Forschungsgruppe "Multipler Wettbewerb im Hochschulsystem".
Was ist „riskant“ an riskanter Forschung?
In dem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Projekt wird empirisch untersucht, wie riskante Forschung im Rahmen des Reinhart Koselleck-Programms der DFG als ‚riskant‘ markiert wird. Auf Grundlage von Projektanträgen, Gutachten, Voten der DFG-Fachkollegien und Projektabschlussberichten folgt das Projekt drei analytischen Zugängen: Es rekonstruiert Risikobegriffe (1) im rhetorischen Ausflaggen und Einhegen von Risiken durch Antragstellende (Risikomanagement), (2) in der von Gutachtenden und Fachkollegien vorgenommenen Unterscheidung von legitimen und illegitimen Risiken (Risikobewertung) und es verfolgt, (3) wie Risikobegriffe im Rahmen von Projektbiografien von der Beantragung bis zum Abschlussbericht wandern (Risikokarrieren). Als zentrale Querschnittsthemen über diese drei Zugänge hinweg werden fachkulturelle und geschlechtsspezifische Besonderheiten im rhetorischen Risikomanagement und der Risikobewertung untersucht.