Humboldt-Universität zu Berlin - Kultur-, Sozial- und Bildungswissenschaftliche Fakultät - Lehrbereich Historische Bildungsforschung

Forschung

Forschungsprofil

 

Abstract des Dissertationsprojekts

 

Die Dissertation geht der Frage nach, wie Lehrpersonen, die an Deutschschweizer Berufsfachschulen allgemeinbildenden Unterricht (»ABU«) erteilen, ihr berufliches Selbstverständnis konstruieren. Die Arbeit möchte den Fokus auf den individuellen beruflichen Selbstverständigungsprozess der ABU-Lehrpersonen legen, wobei berufliches Selbstverständnis als Konstruktionsleistung des Individuums verstanden wird (Kelchtermans 1992 & 1996, Bayer/Gollwitzer 2000, Reh/Scholz 2007, Herzog et al. 2007).

Die fokussierte Lehrerberufsgruppe, die sich mehrheitlich aus zusatzqualifizierten Grundschullehrpersonen rekrutiert, zeichnet aus, dass sie auf der einen Seite innerhalb der Sekundarstufe II und auch der dualen Berufsbildung eine eher tiefe Reputation hat, auf der anderen Seite um Glaubwürdigkeit gegenüber den Berufslernenden (›Azubis‹) kämpft, da sie einen akademischen und keinen beruflichen Bildungsgang absolviert hat. Zudem erschwert seit der Lehrplanrevision von 1996, die das Fach »Allgemeinbildung« als ein lose verbundenes Konglomerat unterschiedlichster Fachinhalte postuliert, eine fachliche Identifikation der ABU-Lehrpersonen mit ›ihrem‹ Fach. Bis anhin liegen keine Studien zu dieser spezifischen Lehrerberufsgruppe vor. Das Forschungsprojekt hat vor diesem Hintergrund einen explorativen Nebenton, will aber keine ›Vollerhebung‹ der ABU-Lehrpersonen, sondern durch eine qualitative Forschungsmethodik den leitenden Forschungsfragen nachgehen.

Das Forschungsprojekt orientiert sich methodisch an der Grounded Theory (Glaser & Strauss 1998, Strauss 1998, Mey/Mruck 2011) und ist heuristisch im Kontext Berufsbiographie (Sikes et al. 1991, Reh 2003, Reh/Schelle 2006, Herzog et al. 2007) und Lehrerprofessionalität (Combe/Helsper 1996, Reh 2004, Baumert/Kunter 2006, Helsper 2007, Herzog 2011, Helsper 2011) verortet. Vor dem Hintergrund des umfangreichen Kontextwissens zu allgemeinbildenden Lehrpersonen resp. zur schweizerischen Berufsbildung werden die Daten mittels problemzentrierter Interviews (Witzel 1996 & 2000) erfasst, um Versuchsleiter-Effekte (der Interviewer als ABU-Experte) und ein going native möglichst zu unterbinden. Im Sinne eines selektiven Samplings wird im Laufe der Datenanalyse entschieden, ob und allenfalls welche weiteren Gruppen im kontrastiven Sinne interviewt werden. Die Datenerfassung erfolgt mit f4, die Datenanalyse computergestützt mit MAXQDA.