Humboldt-Universität zu Berlin - Kultur-, Sozial- und Bildungswissenschaftliche Fakultät - Lehrbereich Historische Bildungsforschung

Forschung

Aktuelles Forschungsprojekt

Schulwahl und Stadtteil – Der Übergang von der Grundschule in die Sekundarstufe I nach der Berliner Schulreform unter besonderer Berücksichtigung lokaler Kontextbedingungen

Im Rahmen des Dissertationsvorhabens wird der Übergang von der Grundschule in die Sekundarstufe I in Berlin erforscht.

 

Mit dem Schuljahr 2010/11 wurde in Berlin sowohl die Schulstruktur als auch das Verfahren zur Schulwahl reformiert. Für Schülerinnen und Schüler stehen nach der Grundschule seitdem nur noch zwei mögliche Schulformen (Gymnasium und Integrierte Sekundarschule) zur Verfügung - und diese zur grundsätzlich freien Auswahl. In Folge dieser Reformen ist u. a. die gesteigerte Beachtung der einzelnen Schulen bzw. Schulstandorte und die Entstehung einer Konstellation aus Angebot und Nachfrage zu erwarten. Auf dem neu entstandenen Markt stünden sich Eltern und Schülerinnen und Schüler als Schulplatzsuchende und die einzelnen Schulen als Anbieter gegenüber, wobei die Schulen sich als attraktive Wahloption darstellen und die Eltern und Schüler/-innen die passende Schule wählen müssten.

Diese Entwicklung ist neben weiteren Folgen der Reform deshalb besonders beachtenswert, weil die bildungspolitischen Ziele – Reduzierung herkunftsbedingter Bildungsungleichheiten und bessere Förderung individueller Begabungen - mit der Etablierung eines zweigliedrigen Schulsystems und der Stärkung der Wahlfreiheit insbesondere über eine möglichst gute Passung von Schule und Schülerinnen und Schülern erreicht werden sollen. Wichtige Voraussetzungen können hierfür auf Seiten der Eltern und Schülerinnen und Schüler die Akzeptanz des Marktes und ein strategisch kluges Handeln in ihm sein. Am Beispiel eines Berliner Bezirks wird im Dissertationsvorhaben untersucht, wie einerseits die Reform von Schulstruktur und Wahlverfahren von beteiligten Akteuren eingeschätzt und bewertet wird und andererseits welche Bedeutung lokale Gegebenheiten für die Umsetzung der Reform und das Erreichen der mit ihr verbundenen bildungspolitischen Ziele haben können.

Die Untersuchung ist grundsätzlich als qualitatives Forschungsprojekt angelegt und greift auf selbst erhobene Daten zurück, die im Rahmen von Experteninterviews, Gruppendiskussionen und teilnehmender Beobachtung gewonnen wurden. Darüber hinaus wird an Fallbeispielen die historische Entwicklung einzelner Schulstandorte in die Analyse mit einbezogen.