Humboldt-Universität zu Berlin - Kultur-, Sozial- und Bildungswissenschaftliche Fakultät - Allgemeine Erziehungswissenschaft

Aktuelle Forschungsprojekte


Ethos im Lehrberuf (ELBE): Manual zur Übung einer professionellen Haltung 

 

Kooperationsprojekt der Abteilung Allgemeine Erziehungswissenschaft /HU Berlin mit dem Instituts für LehrerInnenbildung und Schulforschung der Universität Innsbruck, der Universität Wien sowie der Universität der darstellenden Künste Wien

  • Beteiligte Personen: Severin Sales Rödel; Mag. Dr. Gabriele Schauer; Prof. Dr. Eveline Christof; Prof. Dr. Evi Agostini; Prof. Dr. Malte Brinkmann; Mag. Robert Pham Xuan, Ph.D.; Prof. Dr. Michael Schratz; Prof. Dr. Johanna Schwarz; Isabella Klug, M.A; Fatima-Sahra Al-Khatib, BSc BEd; Thomas Sanin, BEd; Ulla Schewior, BA
    (1Humboldt-Universität zu Berlin; Leopold-Franzens-Universität Innsbruck, 3Universität für Musik und darstellende Kunst Wien, Universität Wien)
  • gefördert durch die Robert-Bosch-Stiftung
  • Projektzeitraum: 18 Monate (ab Oktober 2020)

Ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Entwicklung und Übung eines professionellen Berufsethos ist die kritisch-reflexive Auseinandersetzung mit dieser Dimension der Professionalität und die Reflexion eigener Praxiserfahrungen. Im Alltagshandeln von Lehrer*innen ist die Frage der Haltung oder des Ethos zentral – so z.B. bezogen auf Inklusion/Exklusion, Differenzierung, persönliche Weiterentwicklung und kollegialen Austausch. Das professionelle Ethos als ein spezifisches, urteilskräftiges Kön­nen zwischen Theorie und Praxis ist nicht Ergebnis einer plötzlichen Einsicht. Auch kann es nicht praktiziert werden, nur weil man es will oder es sich vornimmt. Es kann daher nicht im Sinne einer Instruktion oder Information gelehrt werden. Vielmehr muss es geübt und aus der Praxis her­aus durch Anlei­tung, Beispiel und Zeigen unterstützt werden. Ziel des beantragten Projekts ist die Entwicklung von Lehrmaterialien (in Form eines Manuals) zur Einübung der Reflexion des eigenen Berufsethos angehender Lehrkräfte in unterschiedlichen Domänen der professionellen Gesamtentwicklung.

 

Hier finden Sie das ELBE-Manual zum kostenfreien Download. 

 

Das ELBE-Manual ist aus dem von der Robert-Bosch-Stiftung geförderten Projekt "Ethos im Lehrberuf: Manual zur Übung einer professionellen Haltung" hervorgegangen und wird unter einer CC-BY-Lizenz veröffentlicht.

Zitationsvorgabe:
Rödel, Severin Sales; Schauer, Gabriele; Christof, Eveline; Agostini, Evi; Brinkmann, Malte; Pham Xuan, Robert; Schratz, Michael; Schwarz, Johanna Franziska (2022): Ethos im Lehrberuf (ELBE). Manual zur Übung einer professionellen Haltung. Zum Einsatz im hochschuldidaktischen Kontext. DOI: https://doi.org/10.18452/24680  

 

Publikation des Manuals als OA-Dokument über den Publikationsserver der HU Berlin: https://edoc.hu-berlin.de/handle/18452/25600

-        Proketseite HU

-        Projektseite an der Universität Innsbruck

-        Projektseite an der Universität Wien

-        Projektseite bei der Österreichischen Gesellschaft für Forschung und Entwicklung im Bildungswesen

 

Projektpublikationen:

  • Rödel, S. S., Schauer, G., Brinkmann, M. & Schratz, M. (2022). Gelungene professionelle Praxis. Pädagogisches Ethos üben im ELBE-Projekt. In G. Schauer, L. Jesacher-Rössler, D. Kemethofer, J. Reitinger & Ch. Weber (Hrsg.), Einstiege, Umstiege, Aufstiege. Professionalisierungsforschung in der Lehrer*innenbildung. Münster: Waxmann.
  • Brinkmann, M. & Rödel, S. S. (2021). Ethos im Lehrberuf. Haltung zeigen, Haltung üben. Journal für LehrerInnenbildung, 21(3), 42-63.
  • Christof, Eveline (2021): Was pädagogisches Ethos nicht ist. Wie Lehrer*innen sich der Übernahme der Verantwortung für ihre Schüler*innen entziehen. Journal für LehrerInnen 21(3), 4-95
  • Brinkmann, Malte (29.5.2022) : Virtue and Ethos - Moral Bildung, Education and Practising in European Pedagogy to the Present. Presentation (Keynote) on 14th Enoch Seminar -  Nangeroni Meeting: Virtus et Humanitas, Nord Universitet - Bodø, Norwegen. Online via ResearchGate.
  • Brinkmann, Malte (6.4.2022): Ethos, Attitude, Moral Practice in Pedagogical Contexts.
    lecture at: Research Centre for German Education at the Institute for Moral Education, Nanjing Normal University (online). Online via ResearchGateand 
  • https://forschungvernetzen.oefeb.at/11_elbe_ethos-im-lehrberuf/

 

Praktiken des Erziehens – Praxis- und sozialtheoretische Überlegungen zu einem pädagogischen Grundbegriff mit Pierre Bourdieu

 

Johannes Türstig, M.A. Erziehungswissenschaften

seit 11/2016


 
Mein Dissertationsprojekt ist im Bereich der Erziehungstheorie verortet und stellt eine grundlagentheoretische, allgemeinpädagogische Auseinandersetzung mit dem Konzept der Erziehung dar. In dem Projekt strebe ich an, mit Bezug auf Praxis- und Sozialtheorien und durch den Einbezug der Theorie Pierre Bourdieus eine Perspektive auf Erziehung zu eröffnen, die es ermöglicht, alltägliche und routinisierte Praktiken des Erziehens zu erfassen und zu bestimmen. Diese Praktiken des Erziehens finden auch ohne Bezug auf eine Theorie der Erziehung meist ungeplant, gewohnheitsmäßig und spontan, in diesem Sinne nicht intentional (im Sinne von absichtsvoll) statt. Meine Arbeit soll einen Beitrag dazu liefern, sie aus praxistheoretischer Perspektive als Praktiken des Erziehens zu bestimmen, von anderen Praktiken systematisch zu unterscheiden und nicht einfach als Teil einer beiläufigen Sozialisation zu verstehen. Dazu beziehe ich Bourdieus Theorie des Habitus mit ein, in der sich bereits eine implizite Theorie des Erziehens identifizieren lässt und die besonders dazu geeignet ist, das Zusammenspiel von Aktivität und Passivität, von Veränderung und Routinisierung greifbar zu machen.

 

 

Gemeinschaft und Technik als Schlüsselthemen der Pädagogik Eugen Finks. Überlegungen zur Aktualität Finks aus erziehungs- und bildungstheoretischer Perspektive.

 

Martin Weber -Spanknebel 

seit 06/2019

 

Mein Dissertationsprojekt stellt eine grundlegende, theoretisch-systematische und diskursive Auseinandersetzung mit dem erziehungs- und bildungswissenschaftlichen Werk des 1905 in Konstanz geborenen Eugen Finks dar. Fink, seines Zeichens der letzte Assistent Edmund Husserls, hatte Ende der vierziger bis Anfang der siebziger Jahre an der Universität Freiburg eine Professur für Philosophie und Erziehungswissenschaft inne. Diese Denomination deutet die Vielseitigkeit seines Schaffens an. So prägte er auf der einen Seite die phänomenologische und philosophische Diskussion, verstand sich aber auf der anderen Seite genauso auch als Erziehungswissenschaftler. Als solcher arbeitete er sich zeitlebens sowohl systematisch wie historisch an erziehungswissenschaftlichen Grundfragen ab. Auch wenn Fink innerhalb der Allgemeinen Erziehungswissenschaft als ein ‚heimlicher‘ Klassiker gelten kann, so ist sein Werk dennoch nur in Auszügen rezipiert worden. In diese Lücke fügt sich mein Dissertationsprojekt und verfolgt das Grundanliegen, Eugen Fink nicht allein als Philosoph, sondern besonders als Erziehungswissenschaftler in den Blick zu nehmen. Dabei liegt der Ausgangs- und Schwerpunkt auf zwei für Fink zentralen Themenbereichen: der Auseinandersetzung zur Technik und zur technischen Bildung sowie den Überlegungen zu einem erziehungswissenschaftlichen Verständnis von Gemeinschaft.

 

 

 

Phänomene des Lebendigen als bildungstheoretische Herausforderung einer Agrarbildung für nachhaltige Entwicklung

 

Dieter Franz Obermaier

betreut durch den Fachbereich seit 07/2020

 

Die Megatrends der Digitalisierung, Vernetzung und Automatisierung von Produktionsprozessen treiben auch in der Landwirtschaft in eine neue Runde der Technologiespirale. Technisierung, technisches Handeln und Technikwissen sind dabei drei sich wechselseitig verstärkende Teilprozesse einer spiralförmig verlaufenden Dynamik des Technotops, aus der heraus Landwirtschaft weitgehend nur noch aus einer technischen Perspektive wahrgenommen wird.

Aber wir „machen nicht nur Technik, sondern sie macht auch etwas mit uns.“ (von Randow 2014). Technik als Teil unserer Lebenswelt verändert ihrerseits unsere Gewohnheiten, Sichtweisen, Normen und Wissensbestände.

Demgegenüber eröffnet die phänomenale Erfahrung von Wachstumsprozessen und das Vermehren von Nutzorganismen in der agrarischen Praxis eine ganz andere Perspektive auf Landwirtschaft. Die Beteiligung lebendiger Tiere, Pflanzen und Mikroorganismen ist unmittelbar erfahrbar und die Reflexion der landwirtschaftlichen Produktionsprozesse verweist auf den originär organischen Charakter der landwirtschaftlichen Produktion als Teil des Ökotops.

Agrarprodukte sind nicht von Menschen hergestellt wie Autos oder Kühlschränke, sondern sie „wachsen“ und „vermehren“ sich und sind unmittelbarer Ausdruck der Produktionsleistung der beteiligten Lebewesen. Diese Nutzorganismen sind anders als im Handwerk oder der Industrie keine klassischen Werkstoffe oder Betriebsmittel, die von Menschen verarbeitet werden, sondern sind selbst produktiv tätig. Holz wächst nur an Holz. Tomaten nur an Tomaten. Und auch die Forellen können nur mit Forellen gezüchtet werden. Und umgekehrt sind es nicht die Maschinen, die die landwirtschaftlichen Produkte hervorbringen, keine Melkmaschine gibt Milch, kein Mähdrescher erzeugt Weizen. Der organische Produktionsprozess unterscheidet Agrarkultur grundlegend von den Produktionsprozessen anderer Wirtschaftssektoren wie Handwerk und Industrie. „Wachstum“ und „Vermehrung“ zeichnen als charakteristische Phänomene des Lebendigen den landwirtschaftlichen Erzeugungsprozess aus.

Die Kennzeichen lebendiger organischer und lebloser technischer Prozesse unterscheiden sich prinzipiell in ihrer Eigengesetzlichkeit und ihrer Eigenlogik bzw. ihrem Eigensinn.

Das Ziel der Dissertation ist es auf die grundlegende Bedeutung des Lebendigen für die Landwirtschaft aufmerksam zu machen. Im Mittelpunkt der Arbeit steht die Frage nach dem Wesen der Landwirtschaft und den daraus erwachsenden Konsequenzen für eine zeitgemäße Agrarbildung.

Mit der grundlagentheoretischen Analyse des agrarischen Produktionsprozesses und der Fokussierung auf die lebendigen organischen Prozesse begibt sich die Arbeit auf Spurensuche.  Die Arbeit zeigt agrarhistorisch und erkenntnistheoretisch auf, dass Agrarkultur sich grundlegend in der Art des Produktionsprozesses und seiner Produkte von allen anderen Wirtschaftssektoren unterscheidet. Das Alleinstellungsmerkmal ist die zielgerichtete produktive Interaktion des Menschen mit lebendigen Tieren, Pflanzen und Mikroorganismen. Dabei kommt es zu einem wechselseitigen Zusammenwirken von Phänomenen des Lebendigen wie dem >Wachstum< oder der >Vermehrung< und einer Vielfalt unterschiedlicher technischer Prozesse. Dieser hybride Charakter des Produktionsprozesses stellt den eigentlichen Wesenskern der landwirtschaftlichen Produktion dar.  In Zeiten von Landwirtschaft 4.0 wird dieses Zusammenspiel einseitig durch immer weitreichendere technische Produktionsprozesse bis zur Unkenntlichkeit überlagert. Landwirtschaft bleibt aber dennoch ein wechselseitiges Zusammenspiel organischer und technischer Prozesse.

Über ihre technische Seite weiß die moderne Landwirtschaft viel zu berichten. Ihre lebendige Seite ist hingegen weitgehend unbeachtet und unreflektiert. Ihr möchte ich mich mit meiner Arbeit im Besonderen zuwenden und zu einem Perspektivwechsel beitragen, da die Phänomene des Lebendigen in der Landwirtschaft meines Erachtens nicht ausreichend Berücksichtigung finden.

Das Innovationsziel ist die tiefgreifende Reform der Agrarbildung durch die „Wiederentdeckung“ und Inwertsetzung der organischen Produktionsgrundlagen und des hybriden Charakters des landwirtschaftlichen Produktionsprozesses. Mit dem fachdidaktischen Ansatz des „Lebendigen Verstehens“ soll in diesem Sinne ein Beitrag zur Entwicklung und Erprobung neuer Lern- und Lehrkonzepte in der Agrarbildung geleistet werden. Insbesondere im Zusammenhang einer Agrarbildung für nachhaltige Entwicklung ist dieser Ansatz von großer Bedeutung.

 

 

 
"Teaching Ethics through Music education in a Public School in Rio e Janeiro"

 

Christina Kreutzfeld

seit 05/2019

 

The purpose of my project is to examine the possibility of teaching ethics through Music Education classes in a public school in Brazil, its challenges as well and which are possible to be taught within this educational context. The aim of this study is to analyze the implementation of the school project about teaching ethics, the current school's music curriculum, the Brazilian education political policies concerning to the ethics topic and the current music classes at the researched school.The main issues of this research are about the importance of the music classes for the student formation and the virtues that teachers can teach during the music class. Moreover, what students think about the importance of virtues and values in their lives and which music activities related to ethics are possible to be done are also discussed. The theoretical foundation is based mainly on the thoughts of Aladair MacIntyre, Aristotle and Keith Swanwick.

 

Die Eigenlogik moderner Erziehung im Bereich frühkindlicher Pädagogik.
Zwei Fallstudien im chinesischen und deutschen Kontext

 

Juan Gu

seit 10/2018

 

Meine Dissertation bezieht sich auf die Eigenlogik der modernen Erziehung im Bereich frühkindlicher Pädagogik. Diese Forschung zielt darauf, anhand der deutschen Allgemeinpädagogik die Eigenlogik der modernen frühkindlichen Erziehung zu bestimmen und sie dann durch zwei Fallstudien in Deutschland und China zu überprüfen.

Zuerst fasse ich die Eigenlogik der modernen Erziehung aus drei Hinsichten zusammen, nämlich dem modernen Generationsverhältnis, den modernen Handlungsformen und den neuen erziehungstheoretischen, bildungstheoretischen und institutionstheoretischen Fragestellungen.

Dann betrachte ich aufgrund dieser Hinsichten die Theorien und Diskurse über moderne frühkindliche Erziehung und denke darüber nach, wie die Eigenlogik der modernen Erziehung die moderne frühkindliche Erziehung einleiten kann, und wie die Eigenlogik der modernen Erziehung in die Eigenlogik der modernen frühkindlichen Erziehung transformiert werden kann.

Anschließend vergleiche ich die historischen Entwicklungen der frühkindlichen Erziehung in China und Deutschland, um die Eigenlogik in der Praxis zu überprüfen, nachdem die Eigenlogik der modernen frühkindlichen Erziehung bestimmt worden ist.

Um weiter herauszufinden, wie die Eigenlogik der modernen frühkindlichen Erziehung nun verstanden und in die Tat umgesetzt wird, plane ich, jeweils in Berlin und Shanghai Videographien an Kindergärten durchzuführen.

Schließlich werden die Ergebnisse der vergleichenden Analyse der historischen Entwicklungen und der Videographien dazu benutzt, zu überprüfen, ob und wie die herausgesuchte Eigenlogik der modernen frühkindlichen Erziehung auf die aktuellen Ansprüche und die kulturellen Differenzen abzustimmen ist.

 

Abgeschlossene Projekte


 

Lumila, Minna: Technik und Bildung in der verwissenschaftlichen Lebenswelt. Vier Modelle: Fink, Heidegger, Litt, Schelsky (2023)

Peng, Jie: Aufmerksamkeit im Unterricht. Videographische und interkulturelle Studien zu einer pädagogischen Praxis (2022)

 Janßen, Martina: Aisthetische Erfahrungen von Kindern in pädagogischen Inszenierungen. Eine responsive Videostudie zur Bildung und
Erziehung im Elementarbereich (2021)

Willat Herrera, Carlos: Ästhetische Erfahrungen und Bildung. Eine phänomenologische, bildungstheoretische und pädagogische Neubetrachtung (2018)

Peng, Tao: Ethisch-moralische Kompetenzmessung in China. Eine vergleichende Studie im Rahmen des Projektes ETiK International-Shanghai (2018)

Rödel, Severin Sales: Negative Erfahrungen und Scheitern im schulischen Lernen - phänomenologische und videographische Perspektiven(2017)

Buck, Marc Fabian: Vorsicht Stufe! Zur Kritik von Entwicklungsmodellen des Menschen in der Pädagogik (2016)