Projektbeschreibung
Das deutschsprachige Schulwesen im Reichsgau Sudetenland von 1938 bis zum Kriegsende 1945 ist Gegenstand des vorliegenden Dissertationsvorhabens. Dieses wird besonders in seiner Funktion als Element der Identitätsbildung untersucht. Denn die Sudetendeutschen hatten in der Tschechoslowakei eine ausgeprägte „Legitimationsliteratur“ entwickelt, die sie in Abgrenzung zu den Reichsdeutschen als besonders tapfere Streiter für das „Deutschtum“ verklären sollte. Sowohl diese Identitätskonstruktion als auch die lokalen Konstellationen bedingten, dass die NS-Schulpolitik nicht lediglich zentrale Vorgaben ausführte, sondern auch lokale Gegebenheiten berücksichtigen musste. Hierbei war der Status der deutschsprachigen Bevölkerung als bisherige Minderheit, die nun die Basis einer neuen politischen Herrschaft bildete, von zentraler Bedeutung. Unter Anwendung der historisch-kritischen Methode und Zeitzeugenbefragungen sollen Verwaltungsapparate und die Schulwirklichkeit des deutschsprachigen Schulsystems im Reichsgau Sudetenland in Spannung zwischen Reichs- und regionaler Identität erstmalig umfassend untersucht werden.